[grey_box]„Mir ist es wichtig, dass meine Betriebe perfekt ohne mich laufen. Ich bin eigentlich der Unwichtigste“, sagt Tobias Meyer, der Inhaber von tobi’s. Schwäbische und deutsche Küche… Sein allererstes Restaurant (mittlerweile sind es ein paar mehr) hat er im Königsbau aufgemacht. Doch hinter dem geschäftigen Treiben steckt Energie, Engagement und ein ziemlich starker Wille. Der Wille zum Erfolg. Und ein langer Atem. Denn, so Meyer: „Ich bin kein Glückskind. Ich habe alles selber erlebt und selber erarbeitet.[/grey_box]

ANDERE WEGE GEHEN

 

Immer schon hatte Tobis Meyer den Wunsch, eine nachhaltige Marke aufzubauen. Trendlos, langfristig, geprägt von Stetigkeit. Kein kometenhafter Hype über ein paar Jahre. Ich bin echt konservativ in der Sache.

Deswegen schlug er auch einen klassischen Weg ein. Ausbildung zum Hotelfachmann und Mitte 20 auf dem 2. Bildungsweg zum Betriebswirt. So hatte ich Theorie und Praxis. Ich kann mit den Händen arbeiten, aber auch rechnen.

Mit 30 hatte er dann alle Bausteine zusammen. Tobi’s war von langer Hand geplant. Das Eigenkapital selber erarbeitet, ohne Kohle von den Eltern. Existenzgründung – auch ganz klassisch. Alle haben dagegen gesprochen. Das war nicht gerade ermutigend. Doch alles, was ich mit starkem Willen mache, still für mich, wo ich viel Kraft reinsetze, das klappt dann letztendlich auch.

ICH AMCH MEIN DING

 

Als gebürtiger Reinländer liebt es Tobias Meyer, zu kommunizieren. Das Ganze aber mit schwäbischer Zurückhaltung. Posing steht mir nicht.

In Udo Lindenbergs Lied heißt es: Ich mach mein Ding… Genau das habe ich getan. Ich habe es für mich entschieden, hart gearbeitet, mit Höhen und Tiefen, und ich hab’s geschafft, etwas wertiges aufzubauen. Wertigkeit hat viel mit Vertrauen und Langfristigkeit zu tun. Das geht nicht von heute auf morgen. Die Ausbildung zum Coach half, mich positiv zu motivieren. Aber das Wichtigste war zu lernen, mich frei von Ängsten anderer zu machen – solche Leute behindern einen nur.

GANZ BESONDERE MITARBEITER

An erster Stelle stehen meine Mitarbeiter, erst dann kommen die Gäste. Warum? Wenn die glücklich sind, sind es die Gäste auch. Viele meiner Mitarbeiter kommen aus Gruppen, die sonst keiner haben will. Wir haben einen bunten Mix: von 16 Jahre bis Mitte 50, Studenten, Eltern, sogar eine Mutter mit sieben Kindern, Singles… Bei Tobi’s arbeitet ein Querschnitt der Gesellschaft.

Eine meiner besten und zuverlässigsten Führungskraft kam mit 16 und einem schlechten Hauptschulabschluss. Was sagt uns das? Vergiss die klassischen Wege – Aushänge, Stellengesuche, Zeitungen, Karriereplattformen…

Bei uns sind Zeugnisse drittrangig. Gute Noten haben noch nichts mit Intelligenz zu tun. Ich möchte den Menschen kennenlernen. Der zweite Blick lohnt sich fast immer. Wir arbeiten mit der Agentur für Arbeit und der IHK zusammen. Und wir kooperieren mit Schulen, stellen dort unser Unternehmen und unsere Geschichte vor – auch meine eigene. Damit möchte ich anderen Mut machen.

Ich habe damals das Gymnasium abgebrochen. Mir haben die Pädagogen in der Schule geraten – mache nie was mit Menschen und Zahlen. Ich habe Mathe gehasst. Heute liebe ich es. Man muss es begreifen und verstehen, dann geht’s. Es muss den Körper durchdringen. Der Sinn muss verstanden werden. Da hat die Schule versagt.

Das mit dem Sinn begreifen gilt auch für meine Mitarbeiter. Ich nehme jeden ernst und schütze mein Team vor Angriffen von außen. Meine Mitarbeiter sollen authentisch sein. Natürlich gibt es auch mal eine Entlassung. Ein fauler Apfel im Team kann entscheidend sein.

VERTRAUEN ALS ANTRIEB 

…ehrliche Gastronomie machen, fair bezahlte Mitarbeiter, gute Produkte, ordentlich meine Steuern bezahlen etc… Das ist es, was ich will. Allerdings fehlt der ehrliche Wettbewerb in der Gastronomie. Und viele Menschen gehen sehr nachlässig mit Lebensmitteln um.

Ich stehe hinter jedem meiner Produkte. Und ich beziehe meine Sachen fast nur aus Familienbetrieben. Wie bei meinen Mitarbeitern verlasse ich mich auch da auf meine eigene Intuition. Ich bin immer auf die Nase gefallen, wenn ich nicht auf mein Bauchgefühl gehört habe. Publicity ist für mich nicht wichtig. Ich konzentriere mich aufs Unternehmen, Gäste und Mitarbeiter und auf meine Familie.

ICH BIN DER BOSS

Die klassische Chefrolle fällt mir schwer. Aber ich habe dazu gelernt. Mit Konsequenzen habe ich keine Probleme mehr. Bei mir gibt’s Regeln, die Sinn haben, Klarheit und liebevolle Ansagen. Das ist gut für meine Mitarbeiter. Ich lasse meine Mitarbeiter über ihre Wirkung nachdenken. Wahrnehmung und Wirkung, das ist interessant. Natürlich mache ich es ihnen nicht leicht. Aber ich brauch echt kein Arschlochchef sein.

WAS IM LEBEN WIRKLICH ZÄHLT

Tobis

Vor drei Jahren kam der Burnout. Ich habe gedacht, ich hab mich unter Kontrolle. Aber die Birne ging nicht abzustellen, nur noch Arbeit. Körper, Geist und Seele haben sich ausgeschaltet. Ich dachte, ich sterbe, und davor hatte ich Angst. Jahrelang hatte ich mich definiert über Arbeit. Du musst viel leisten, dann wirst du es schaffen. Das hat mich seit meiner Jugend begleitet.

Daraus habe ich gelernt, nehme mir Aus- und Ruhezeiten. Tauche in kleinen Pausen einfach ab. Reflektiere mich. Und ich gebe auch gerne mal zu, dass ich überfordert bin.

Die Markenklage um todi’s war so ein Ereignis und eine für mich wirklich erschütternde Lebenserfahrung. Sie hat mein Vertrauen in eine staatliche Rechtssicherheit völlig. Mein Urvertrauen in ein funktionierendes Rechtssystem ist nicht mehr existent. Deshalb brauche ich Menschen um mich herum, auf die ich mich verlassen kann. Ein ehrliches Netzwerk, wo es um Menschen geht, nicht nur um Geschäfte.

Denn das Wichtigste für mich sind Freiheit, Freude, Euphorie und Geborgenheit. Ich hab mir den anstrengenden Weg gesucht, indem ich mich mit dem Leben und den Menschen auseinander setze, in die Tiefe gehe. Für mich der beste und nachhaltigste Weg.

 

 

 

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